Corsair – Super light Jäger

Von Black Horse stammt diese 231 cm spannende Corsair und ist bei Pichler im Programm. Das nicht eben kleine Modell sollte elektrisch betrieben werden. Dabei hatte Markus Prager sozusagen Minimalistisches im Sinn: Kein super-teurer Edelmotor mit entsprechenden Akku-Boliden sollten das Modell angemessen durch den Luftraum bewegen, sondern ein vergleichsweise spartanischer 6s-Antrieb. Hier ist nun zu lesen, wie aus einem Standard-ARF-Modell ein „Super-Light-Jäger« mit einem durchaus ungewöhnlichen Antriebskonzept und sehr günstigen Akkukosten entsteht. Das Schöne: Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich nahezu 1:1 auf ähnlich gelagerte Modelle übertragen!

Markus Prager Brabbelnd läuft der schwere 18-Zylinder Pratt & Whitney R2800-8 Double Wasp mit seinen fast 46 Litern Hubraum warm, und die F4U Corsair rollt langsam zum Start. Man hört deutlich, dass der Doppelvergaser mit seinen beiden unterschenkeldicken Durchlässen merklich Mühe hat, den Motor im Leerlauf mit einem zündfähigen Benzin-Luftgemisch zu versorgen. Nach der Startfreigabe hört sich das schon anders an. Vorsichtig schiebt der Pilot den Gashebel auf Volllast, und der Double Wasp brüllt förmlich auf. Mit dem Seitenruder steuert der Pilot das enorme Drehmoment des Propellers aus. Die Corsair beschleunigt vehement, ist kurz darauf in der Luft, und der Pilot bereitet sich auf das Display vor.

Von rechts kommt die Corsair mit Volllast und maximaler Propellersteigung hinter dem Museumsgebäude hervorgeschossen. Am Ende der Startbahn zieht der Pilot die Maschine hoch. Drei-, vier-, fünfhundert Höhenmeter steigt sie senkrecht, die Luft vibriert, und man spürt förmlich, wie die über 2.200 PS des 18-Zylinders mit brachialem Drehmoment auf den riesigen Vierblatt-Propeller mit seinen über vier Meter Durchmesser einwirken und die Corsair in die Luft reißen. Dann zieht der Pilot die Maschine in einen Abschwung und kommt nun von links im Highspeed mit leicht hängendem Flügel die Startbahn entlang geschossen.

Das war im Juli 2011 in Duxford – und es war um mich geschehen! Schon einige Zeit geisterte mir die Corsair durch den Kopf; nun aber stand fest: Das nächste Projekt wird so ein Flugzeug. Auf der doch recht zeitintensiven Heimfahrt wurde mit meinem Fliegerfreund Gunther Winkle das Projekt schon einmal durchgesprochen.

Im Rumpfheck kann buchstäblich einiges an Gewicht herausgeholt werden. Solange das Seitenleitwerk noch nicht verklebt ist, hat man guten Zugang zum Rumpf und kann fast staubfrei mit einem Metallsägeblatt arbeiten.

Nachdem unsere Landewiese nur 70 Meter lang ist und wir bei Ostwind über eine Baumwiese zum Landen anfliegen müssen, kommt natürlich nur ein sehr leichtes Modell in Frage. Da ich ein bekennender Freund der Black Horse-Baukästen im Vertrieb bei Pichler Modellbau bin, kam das Gespräch natürlich auch auf die große Version mit 231 cm Spannweite in Verbindung mit einem 6s-Antrieb. Im Ergebnis ist nun zu lesen, wie aus einem Standard-ARF-Modell ein super »Light-Jäger« mit einem durchaus ungewöhnlichen Antriebskonzept und sehr günstigen Akkukosten entsteht.

Wenn der Postmann zweimal klingelt …

… und mit einem sage und schreibe 185 x 90 x 70 cm großen Paket vor der Tür steht, bekommt sogar die beste aller Modellflieger-Ehefrauen fast einen Herzinfarkt. Gemeinsam wurde die dicke Kiste in den Flur befördert; und als der neunjährige Filius den großen Karton sah, leuchteten seine Augen: »So ein großes Papphaus hatte ich ja noch nie! Papa kann ruhig immer solche Flugzeuge kaufen!«

Der Black Horse-Bausatz begeistert dann vom ersten Augenblick an: Beim Öffnen der beiden dicken Kartons finden wir einen sehr sauber gefertigten, folienbespannten Holzrumpf, ebensolche Tragflächen, ein zweiteiliges Leitwerk und einen riesigen Dekorbogen. Auch das benötigte Einziehfahrwerk und viele Kleinteile kommen beim Auspacken zum Vorschein. Alles ist im Karton sauber verstaut und gut gegen Beschädigung geschützt, die Bauanleitung ist mit sage und schreibe 253 Abbildungen sehr umfangreich und lässt wirklich keine Fragen offen.

Ich möchte noch vorausschicken, dass sämtliche Änderungen am Modell nicht aufgrund irgendwelcher Mängel ausgeführt wurden, sondern nur zur Gewichtseinsparung dienten, um das sehr hoch gesteckte Ziel eines 6s-Antriebs zu erreichen.

Gewicht

Das Brandschott wird großzügig mit Glasmatte zur späteren Motorspantaufnahme verstärkt.

Nach dem Begutachten der Bauteile kamen diese natürlich sofort auf die Waage (alle Angaben in Gramm): Höhenruder 200, Seitenruder 145, Flächenverbinder (Alurohr)110, Drucklufttank, Ventil, Schläuche 125, Motorhaube 195, beide Flächen mit EZFW 2.560 und der Rumpf mit dem schweren Pilot 1.530. Den Kleinteilebeutel habe ich erst gar nicht gewogen, da die meisten Teile nicht benötigt werden. Der ARF-Bausatz kommt somit auf 4.856 Gramm, und da wird noch einiges an Gewicht wegfallen.

Servo-Auslegung

Zur Dimensionierung der benötigten Servos habe ich Ruder- beziehungsweise Servokräfte bei einer Fluggeschwindigkeit von 125 km/h zugrunde gelegt. Damit ergaben sich folgende Werte: Höhenruder pro Seite 10,4 Ncm, Seitenruder 13,0 Ncm, Querruder 19,8 Ncm, Landeklappen (bei 60 km/h) 11,5 Ncm. Die ermittelten Daten führten zur Verwendung von zwei BMS-306 DMAX (7 Gramm) am Höhenruder, BMS-376 DMG für die Landeklappen und für den Rest BMS-380 Max. Kurz ein Wort zum BMS-306 DMAX Servo: Das hat ein Vier-Wellen-Getriebe und ist das mit Abstand stärkste Servo der 7-Gramm-Klasse, das ich je vermessen habe. Das Getriebe hält Belastungen weit über 2 kg/cm Stand!

Die Servos für die Corsair wiegen zusammen gerade einmal 82,5 Gramm.

Diese Servo-Auslegung funktioniert übrigens in vergleichbaren Modellen meiner Flotte seit Jahren problemlos. Allerdings muss sichergestellt sein, dass die Servos bei dieser recht »knappen« Auslegung die vom Hersteller angegebenen Leistungen auch wirklich bringen. Hierzu überprüfen wir vor dem Einbau die Stellkraft jedes Servos, indem wir es einen mit Wasser gefüllten Messbecher entsprechender Masse anheben lassen.

Einen ausführlichen Bericht über weitere Optimierungen, die Auswahl des Motors sowie Flugerfahrungen lesen Sie in der Ausgabe 1/2013 des MFI Magazins.

Fazit

Vorsicht, die »6s-Super-light-Corsair« macht süchtig – und das bei minimalen Kosten für Akku und Regler (kein Hochvoltregler nötig). Zwei Akkusätze SLS APL 6s 5000 30C können selbst mit einem günstigen Ladegerät wie dem Dymond x-treme Power 2×400 (Ladestrom bei 6s 16,6 A) auf dem Flugfeld an einer 80-Ah-Autobatterie mindestens vier Mal zügig nachgeladen werden, und das Fahrzeug springt danach immer noch sicher an…

Markus Prager

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