Nose-Art nicht nur bei Warbirds – Schleicher Ka 8 B

Während die Großseglerszene inzwischen immer weiter in Richtung Maßstab 1: 2 driftet, beginnt sich seit einigen Jahren als Pendant dazu eine Kompaktklasse von um die drei Meter spannenden Semi-Scale-Seglern zu etablieren. Die Ka 8 B von Seagull ist so ein Teil.

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Einfache Transportmöglichkeiten, der Einsatz auch an kleineren Hängen ohne Platzzulassung oder der Flugzeugschlepp mit Elektromodellen knapp über der Parkflyer-Größe sind nur einige der Gründe, die für diese handlichen Semi-Scale-Segler der Drei-Meter-Klasse sprechen. Auch die Hobbykasse wird bei weitem nicht so stark belastet, denn hier reichen bei der RC-Ausstattung selbst analoge Standardservos und ein 2.000er NiMH-Empfängerakku bei weitem aus.

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Typischer ARF-Vorfertigungsgrad: Vorwiegend lasergeschnittene Holzteile bilden ein Rohbaugerüst, das mit Folie bespannt wird. Gegen die Montage und Verklebung der Teile gibt es nichts zu meckern; allerdings führt die an einigen Stellen eher rustikale Fertigung zu Abzügen in der B-Note.

Vorzugsweise greift man bei diesen Konstruktionen auf klassische Vorbilder aus den 1930er bis 70er Jahren zurück und entgeht so der Problematik einer unzureichenden Flächentiefe im Außenbereich. Die Ka 8 B von Seagull ist so ein Teil. Das Original war ein Entwurf von Rudolf Kaiser und hatte 1957 seinen Erstflug. Bis zur Produktionseinstellung 1976 wurden von diesem Flugzeugtyp in unterschiedlichen Versionen immerhin 1.212 Exemplare gebaut. Entsprechend häufig ist dieser Segler auch heute noch bei zahlreichen Luftsportvereinen anzutreffen, und nicht wenige Piloten haben nach Abschluss der Ausbildung ihre ersten Erfahrungen auf einer Ka 8 gemacht. Die korrekte Bezeichnung lautet übrigens K 8, wobei der Segler entsprechend dem historischen Terminus des Herstellers, der Alexander Schleicher GmbH, oft mit dem zusätzlichen a als Ka 8 bezeichnet wird.

Standardservos und ein einfacher  NiMH-Empfängerakku schonen die Hobbykasse bei der Ausrüstung.

Standardservos und ein einfacher
NiMH-Empfängerakku schonen die Hobbykasse bei der Ausrüstung.

Der Seagull-Flieger ist im ungefähren Maßstab 1: 5 gehalten und weist folgende Eckdaten auf: 3.000 mm Spannweite, ca. 2.800 g Fluggewicht, 58 qdm Flächeninhalt, 270 mm Flächentiefe innen, 95 mm Flächentiefe außen. Das alles verspricht doch ein ausreichend gutmütiges Flugverhalten! Vertrieben wird das Modell über die Firma J. Perkins Deutschland von Thorsten Hoppe aus Faßberg.

Nose-Art und manntragendes Vorbild
Angesprochen hat mich die Seagull Ka 8 B vor allem durch das außergewöhnliche »Nose-Art-Design«. Ein Haifischmaul ist ja nicht unbedingt etwas Besonderes, aber einen Schuhschnabel an der Rumpfspitze eines Seglers hatte ich bisher nirgendwo entdecken können. Der Schuhschnabel ist übrigens ein flugfähiger afrikanischer Schreitvogel, der vorwiegend an Sümpfen und Seeufern zu Hause ist. Das Design des Originals ist von Mitgliedern des »Koninklijke Aeroclub Brasschaat« in Belgien entwickelt worden. Wer mehr über diesen Flieger erfahren möchte, kann im WWW die Kennung OO-ZDT eingeben und findet dann einige hervorragende Fotos von Plane-Spottern, die ihre Aufnahmen ins Netz gestellt haben.

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Ein abolutes »No Go« ist die EWD von gut und gerne 5 Grad. Leider hat sich an diesem Umstand auch bei den aktuellen Bausätzen nichts geändert!

Montage-Tipps
So, nach diesem kurzen Infoteil geht es nun konkret zur Ka 8 B von Seagull. Es handelt sich um ein typisches ARF-Modell aus fernöstlicher Fertigung, das im Wesentlichen aus lasergeschnittenen Balsa- und Pappelsperrholzteilen besteht. Der Rumpf (mit einem GfK-Bug und einem festen Landerad), die Leitwerke und die Flächen sind bereits fertig mit Oracover (!) bespannt, das Dekor ist aufgebracht. Die Haube mit Pilotenfigur ist auch schon angepasst und mit dem Rahmen verklebt. Zudem ist eine Flächensteckung mit zwei 10 mm starken CfK-Rohren ebenfalls betriebsfertig vorbereitet. Ein Satz mit Kleinteilen und eine 16-seitige Montageanleitung mit ausreichend informativen Baustufenhinweisen bilden den Abschluss des Lieferumfangs.

Die einzelnen Fertigteile hinterlassen bei näherer Betrachtung einen eher »rustikalen« Eindruck. O.k., Nachbügeln wird sich nie ganz vermeiden lassen, aber das verwendete Balsaholz ist eher grob geschlichtet als fein verschliffen. Die Endleiste der Fläche ist knapp 5 mm dick, und an Seiten- und Höhenruder sind es dann immerhin noch 3 mm Materialstärke. Negatives Highlight ist dann eine Einstellwinkeldifferenz von gut und gerne 5 Grad. Diese Tatsache ist sowohl dem englischen Vertrieb, als auch dem eigentlichen Hersteller sehr wohl bekannt; geändert hat sich bisher aber leider – richtig: nichts. Weder wurde der Konstruktionsfehler korrigiert, noch gibt es einen Unterlegkeil mit einem kleinen schriftlichen Hinweis in der Anleitung. Damit das Teil in dieser Konfiguration zumindest einigermaßen fliegt, hat man den Schwerpunkt dann auch noch weit in das vordere Viertel der Fläche gelegt. So geht es einfach nicht!

Die großflächigen Bremsklappen lassen bei Bedarf eine deutliche Korrektur der Sink­rate zu und ermöglichen im Regelfall eine problemlose Landung auch bei unzureichenden Platzverhältnissen.

Die großflächigen Bremsklappen lassen bei Bedarf eine deutliche Korrektur der Sink­rate zu und ermöglichen im Regelfall eine problemlose Landung auch bei unzureichenden Platzverhältnissen.

Das zu ändern ist kein Hexenwerk. Nach dem Ausbügeln der Falten und Fältchen wurde also zunächst die EWD-Waage angesetzt und die Differenz durch Unterlegen eines 4-mm-Pappelsperrholzstreifens an der Vorderseite des Höhenleitwerks auf modellflugtaugliche 1,5 Grad reduziert. Auch die beiliegenden Befestigungsschrauben müssen ersetzt werden, da sie deutlich zu kurz sind. 40 mm lange M3-Stahlschräubchen aus dem eigenen Fundus ermöglichen jetzt eine anständige Leitwerksmontage. So, nachdem dieser herstellerseitige »Super-GAU« beseitigt ist, geht es mit Standards und Basics weiter: Alle Ruder werden mit den beiliegenden Vliesscharnieren angesteckt, ausgerichtet und anschließend mit dünnflüssigem Sekundenkleber gesichert. Für die Anlenkungen wurden unterschiedlichste Analogservos aus dem Bestand verwendet und an ihren Einbauplätzen verschraubt. Im Anschluss daran sind 6-mm-Bohrungen für die Ruderhörner anzubringen. Hier ist etwas Vorsicht geboten, sonst bohrt man …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 12/2014 des MFI Magazins.

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