Der Microjet von Black Horse Model

Als Freund außergewöhnlicher Flugzeuge muss man ihn einfach mögen, den BD-5J Microjet. Im Bond-Film »Octopussy« hatte der bis heute kleinste Jet der Welt seinen großen Auftritt. Legendär ist die Szene, in der Roger Moore alias James Bond in der winzigen BD aus einem Pferdeanhänger rollt, die Flächen runterklappt und startet. Wie könnte es anders sein, wird er natürlich umgehend von einer Boden-Luft-Rakete verfolgt, die er erst durch einen waghalsigen Flug durch einen Flugzeughangar abschütteln kann. Danach landet er auf einer Straße, rollt zur nächsten Tankstelle und sagt zum verdutzten Tankwart: »Vollmachen, bitte!« Einfach mal BD-5J und Octopussy bei youtube eingeben. Man bekommt tolle Flugaufnahmen zu sehen.

IMG_5481BD steht übrigens für Bede. Jim Bede war ein begnadeter Konstrukteur, der Anfang der 1970er Jahre eine von einem Zweitaktmotor und Propeller angetriebene BD-5 entwickelte. Leider gab es immer wieder Motorprobleme, z. B. Resonanzen im Antriebsstrang. Schon bald wurde deshalb auch an den Einsatz einer Microturbine gedacht. Die französische Firma Microturbo konnte eine ca. 30 kg leichte Turbine liefern, die eigentlich für die Klimaanlage eines Panzers oder als Startturbine für Militärjets gedacht war. Etwa 1.000 Newton Schub brachte dieses Triebwerk, das der BD mit ihren ca. 180 kg Leergewicht zu ansehnlichen Flugleistungen verhalf. Der Erstflug fand 1976 statt. Ein Jahr danach musste Jim Bede leider Konkurs anmelden. Es gab einfach zu viele Probleme und Klagen von unzufriedenen Kunden. Die Insolvenz war aber nicht das Ende der BD-Flugzeuge. Noch heute können Bausätze bei BD-Micro Technologies Inc. gekauft werden. Die daraus entstandenen Flugzeuge werden hauptsächlich bei Airshows als Werbeträger, z. B. von großen Getränkeherstellern, geflogen.

Diese Komponenten sorgen für ordentlich Schub und tollen Sound: Der neue Wemotec Midi Fan Evo mit 11-Blatt-Rotor und HET 650-68-2000-Motor, der Hacker/Jeti Drehzahlsteller Master Mezon 120 und ein 6s-LiPo mit 5.000 bis 5.800 mAh.

Diese Komponenten sorgen für ordentlich Schub und tollen Sound: Der neue Wemotec Midi Fan Evo mit 11-Blatt-Rotor und HET 650-68-2000-Motor, der Hacker/Jeti Drehzahlsteller Master Mezon 120 und ein 6s-LiPo mit 5.000 bis 5.800 mAh.

Sehr bekannt wurde die BD-5J in der Coors Light-Lackierung. Coors ist die fünftgrößte Brauereigruppe der Welt mit Brauereien in Kanada und den USA. Diese ansprechende Lackierung mit dem zweifellos zutreffenden Schriftzug »Silver Bullet« unter der Kabinenhaube wählte die vietnamesische Firma Black Horse Model für ihren Nachbau aus. Das Modell wird in Deutschland von Pichler Modellbau in Eggenfelden vertrieben.  Ich konnte einen der ersten Bausätze – quasi frisch aus dem Container – ergattern.

Was bekommt man für einen Listenpreis von 399 Euro? Immer wieder spannend, wenn man vorsichtig den Karton öffnet (in diesem Fall sogar zwei) und die Teile aus den Folienbeuteln holt. Ich muss sagen, der erste Eindruck war sehr gut. Klar, ein bebügelter Holzrumpf kann bei einem Fahrzeuglackierermeister keine ekstatischen Begeisterungsstürme auslösen, aber die gelieferte Qualität muss man erst mal hinbekommen. Dafür ist sicherlich auch die Folie von Oracover mitverantwortlich. Abgesehen von der guten Optik hat das für uns als Kunde auch den Vorteil, dass man im Schadensfall einfach zum nächsten Modellbauhändler gehen kann und farblich genau passende Ersatzfolie bekommt.

»Leicht und trotzdem stabil« war offensichtlich die Vorgabe an den Konstrukteur. Durch CAD und Lasercut konnte ...

»Leicht und trotzdem stabil« war offensichtlich die Vorgabe an den Konstrukteur. Durch CAD und Lasercut konnte …

Die Qualität der Lackierung des Kabinenhaubenrahmens ist dagegen nicht so toll. Für den Transport wurde die Haube mit zwei kurzen Klebebandstreifen auf dem Rumpf fixiert. Beim Entfernen ging dann gleich der Klarlack mit ab. Da der Basislack darunter matt ist, fällt das leider ziemlich auf. Da gibt’s auf alle Fälle noch Verbesserungspotential.

Gleiches gilt für das mitgelieferte »Scale-Fahrwerk«. Machen die gedämpften Beine noch einen ganz guten, robusten Eindruck, trifft dies leider auf die Mechanik nicht zu. Diese Mischung aus weichem Alu und Plastik ist, wenn überhaupt, nur für Teerpisten geeignet. Das Ganze ist dann noch mit so viel Spiel behaftet, dass sich ein Einbau eigentlich von Haus aus verbietet. Ich hab’s trotzdem getan, dazu später mehr.

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… das sehr gut umgesetzt werden. Die Verklebung der unzähligen Teile bot keinen Anlass zur Kritik.

Bim Auspacken fällt sofort das geringe Gewicht der Bauteile auf. Wir haben es hier wirklich mit leichtester Holzbauweise zu tun. Die Spanten, Rippen etc. sind gelasert (Lasercut). Wobei man bei den Flächen den Eindruck hat, dass hier der Leichtbau fast etwas übertrieben wurde. So wurde die Balsabeplankung mit vielen ovalen Löchern versehen. Sicher wieder ein paar Gramm gespart, aber die Optik leidet schon etwas darunter. In diesem Zusammenhang müssen auch die ABS-Verkleidungen der seitlichen Lufteinlässe genannt werden. Die haben nichts mit dem Original zu tun und stören den tollen Gesamteindruck ein wenig.

Die Pichler-Servos DS 3012 (30 x 31 x 12 mm) passen nach dem Entfernen der Kleberaupe genau in die Servoaufnahmen der Flächen und des Seitenruders.

Die Pichler-Servos DS 3012 (30 x 31 x 12 mm) passen nach dem Entfernen der Kleberaupe genau in die Servoaufnahmen der Flächen und des Seitenruders.

Ein richtiger Hingucker dagegen ist das schön gemachte Cockpit samt Pilotenpuppe. Letztere wiegt 64 Gramm, und Gewichtsfetischisten werden darauf verzichten. Sie ist aber zu schön gemacht, um in irgendeiner Ecke der Werkstatt zu verstauben.

Schön gemacht sind auch die Flächen, die das Fahrwerk aufnehmen und neben dem Querruder auch Landeklappen spendiert bekommen haben. Die Randbögen mit den durchsichtigen Verkleidungen schreien geradezu nach einer LED-Beleuchtung! Die Flächen werden ebenso wie das Höhenruder über ein CfK-Rohr mit dem Rumpf verbunden. Ein weiteres Indiz dafür, dass bei Konstruktion und Materialauswahl wirklich aufs Gewicht geschaut wurde.

Die Randbögen sind mit Lichtkappen versehen. Leider sind diese schon verklebt – ein Entfernen ohne Beschädigung ist schwierig. Es wäre wünschenswert, der Hersteller würde sie nur beilegen, dann könnte man ohne großen Aufwand ein Beleuchtungssystem einbauen.

Die Randbögen sind mit Lichtkappen versehen. Leider sind diese schon verklebt – ein Entfernen ohne Beschädigung ist schwierig. Es wäre wünschenswert, der Hersteller würde sie nur beilegen, dann könnte man ohne großen Aufwand ein Beleuchtungssystem einbauen.

Die Montage
Da es sich um ein Testmodell handelt, wurde die BD entsprechend der umfangreichen Bauanleitung und den Empfehlungen des Importeurs aufgebaut. Die Anleitung ist zwar in Englisch, aber die vielen Bilder lassen eigentlich keine Fragen offen. Außerdem ist der Vorfertigungsgrad sehr hoch. Ich benötigte für die Fertigstellung lediglich zwölf Stunden!

Wenn man das beiliegende Fahrwerk tatsächlich verbaut, sind zwar pro Fläche drei Servos einzubauen; besorgt man sich für die Querruder-Servos 15 cm lange Verlängerungskabel, fallen keine Lötarbeiten an. Etwas Nacharbeit ist bei den Aufnahmen der Fahrwerkservos nötig. Die für das komplette Modell empfohlenen, günstigen Pichler DS 3012 MG sind zu klein dafür. …

 

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 12/2014 des MFI Magazins.

 

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