ASW 15 – Airworlds Klassiker in neuem Format

In heutigen Zeiten, in denen die Konstrukteure von Segelflugzeugen mit allen aerodynamischen Tricks das letzte Quäntchen Leistung aus den Flugzeugen herauskitzeln und damit die unmöglichsten Flügelformen entstehen lassen, ist der Anblick eines Klassikers wie der ASW 15 eine erfrischende Abwechslung. Die »Fünfzehn« ist einfach ein schönes Flugzeug, mit klaren Linien und unverwechselbar mit ihren Formen und Proportionen.ASW-20Das Ende der 1960er von Gerhard Waibel für die Standardklasse (Spannweite 15 Meter) konstruierte und von den Alexander Schleicher Flugzeugwerken in Poppenhausen von 1968 bis 1976 fast 450 Mal gebaute Segelflugzeug begeistert einfach. Dieses Flugzeug fasziniert auch noch 40 Jahre nach seiner Entstehung und findet insbesondere bei uns Modellfliegern immer wieder neue Anhänger. Den Kollegen der manntragenden Zunft glänzen die Augen, wenn sie von ihrer »Fünfzehn« sprechen; wir Modellflieger geraten genauso ins Schwärmen.

Nun haben wir Modellflieger einen großen Vorteil gegenüber unseren mitfliegenden Kollegen: Wir haben das Glück, dass wir unser Wunschmodell in allen Größen kaufen können und auch dass es ab und zu mal eine neue Version davon gibt!

Auf Anregung des Autors und begeisterten Piloten des seit 2002 im Maßstab 1 : 3 gebauten Voll-GfK-Modells des Herstellers hat sich die Firma Airworld aus dem hessischen Rodgau mit einer größeren Version ihrer ASW 15 beschäftigt. Der Nachbaumaßstab wurde auf 1 : 2,2 festgelegt. Daraus resultierte ein Flugzeug mit einer Spannweite von 680 und einer Rumpflänge von 295 cm. Die Randbögen der Voll-GfK-Tragflügel sind abnehmbar und können mit den als Zubehör erhältlichen Wing­lets kombiniert werden. ASW_1Damit beträgt das Packmaß aller Einzelteile maximal drei Meter. Das Voll-GfK-Flugzeug ist in dieser Größe noch sehr gut zu transportieren. Die große und die kleine »Fünfzehn« fahren gemeinsam mit dem Co-Autor im BMW 3er Touring zu den Großseglertreffen. Und auch am Boden ist das Modell noch recht einfach zu handhaben.

Das Fluggewicht des hier vorgestellten Modells mit dem gezeigten Scale-Ausbau beträgt 19,2 kg inkl. Pilotenpuppe. Das Abfluggewicht der mit dem AFT25-Klapptriebwerk von Schambeck-Modelltechnik ausgestatteten Schwestermaschine liegt bei rund 22 kg und ist damit auch noch weit von der Zulassungsgrenze entfernt. Die Flächenbelastung beider Versionen liegt in einem sehr thermikfreundlichen Bereich.

Nach dem Projektstart im Juli 2011 wurden bis Oktober die Urmodelle für den Rumpf und die Leitwerke fertiggestellt. Den ersten Rumpf und die ersten Voll-GfK-Leitwerke konnte dann mein Teamkollege Gerhard Birkl kurz vor Weihnachten bei Airworld persönlich in Empfang nehmen. Wir durften mit dem Bau eines der beiden Prototypen beginnen.

Ein Flugzeug dieser Größenordnung durfte nach unserer Maxime nur mit einer maximalen Vorbildtreue gebaut werden. Dies ist natürlich selbstverständlich bei allen Dimensionen, war aber auch unsere Vorgabe für den kompletten Innenausbau. Gerhard – er hat die technische Federführung in unserem Team – hatte Kontakt mit der Firma Schleicher aufgenommen und dank der freundlichen Unterstützung auch viele Detailzeichnungen erhalten. Damit war es möglich, alle Bauteile sehr detailliert und maßstabgerecht zu erstellen. Ergänzend zu den zeichnerischen Darstellungen mussten wir natürlich noch ein manntragendes Vorbild vermessen und fotografieren. Hier unterstützte uns der LSV Bruchsal schnell und unkompliziert. Am 6. Januar 2012 hat der 1. Vorsitzende des LSV, Volker Fierhauser, seine Maschine für uns im Schneeregen ausgepackt, uns dann geduldig beim Fotografieren zugeschaut und unsere Fragen beantwortet. Nochmals vielen herzlichen Dank dafür!

ASW_4Somit hatten wir alle Unterlagen für den Scale-Ausbau zusammen und auch eine sehr genaue optische Vorgabe für die zu erstellenden Ausbauteile. Wir konnten mit dem Bau loslegen. Zunächst musste die Aufnahme für das Höhenleitwerk und der Abschlussspant für das Seitenruder eingebaut werden. Die Standard-Vorgabe war hier natürlich maximale Steifigkeit – das Höhenruder hat immerhin eine Spannweite von 120 cm! – bei geringstem Gewicht. Ein Torsionskasten nimmt vorn ein 16-mm-Rundrohr auf sowie eine in Teflonhülsen absolut spielfrei gelagerte Aluminiumwippe. Diese verbindet dann die beiden Höhenrudersteckungen. Das Höhenruderservo wirkt somit sehr direkt auf das Höhenruder. Der Torsionskasten nimmt auch optional das Seitenruderservo auf. Dieses ist dann durch den abnehmbaren Sporn jederzeit von unten zugänglich. Der Seitenruder-Abschlussspant wird ebenfalls mit dem Torsionskasten verbunden. Zudem wurde er mit einer an den Original-Zeichnungen von Schleicher angelehnten Lagerung für das Seitenruder versehen . Dadurch ist das Seitenruder nur mit einer M3-Schraube zu sichern und spielend leicht abnehmbar. Das macht den Rumpf natürlich noch transportfreundlicher.

Um den »Kabelsalat« in so einem Großmodell zu minimieren und um ohne Lötarbeiten schnell voranzukommen, wurde das Flugzeug mit dem Futaba-S-Bus-System ausgestattet. Unser örtlicher Fachhändler, Modellbau Schmid in Rödermark, hatte für seine Kunden im Dezember zusammen mit dem robbe-Außendienst ein Seminar zum Thema S-Bus abgehalten und uns von diesem System überzeugt! Das System ist sehr gut durchdacht. Es ermöglicht, mit seinen Standard-Kabellängen und Steckverbindungen insbesondere in Voll-GfK-Tragflügeln die entsprechenden Arbeiten in wirklich wenigen Minuten zu erledigen.

Wir haben jetzt im Heck zwei S-Bus-Servos für Höhe und Seite verbaut, für deren Versorgung ein einzelnes dreipoliges Kabel mit 0,5 qmm genügte. Im Tragflügel befinden sich jeweils zwei Servos für Querruder und Störklappen, die ebenfalls mit jeweils einem Kabel versorgt werden. Alle Servos werden nun von einem zentral in der Nähe der 30 mm starken Tragflächensteckung positionierten S-Bus-Hub-4.1-Modul mit Strom und Impuls versorgt. Die Standard-Kabellänge des Hub-4 zum Rumpf-Tragflügel-Übergang hat perfekt gepasst, und das selbstverriegelnde Stecksystem am Tragflügel war schnell verbaut.

ASW_5Als nächstes stand das Fahrwerk auf der Liste. Ebenfalls nach Originalunterlagen gebaut, konnte hier ein mit 199 Gramm (lackiert, ohne Rad) sehr leichtes Einziehfahrwerk realisiert werden. Die Konstruktion von Gerhard Waibel, nachgebaut von Gerhard Birkl, begeistert auch im Detail! Alle Spanten wurden nach den Originalzeichnungen positioniert. ASW_6Entsprechend wurde auch das Fahrwerk zwischen zwei Spanten eingebaut. Das Fahrwerk wird, wie im Original, mit einer Schubstange durch den Hebelkasten betätigt. Im Modell erfolgt dies mittels eines unter dem Instrumentenpilz versteckten Spindelantriebs.

Nach dem verkleben der Fahrwerksspanten begann der Ausbau des Cockpits. Zunächst wurde die »Badewanne«  für unsere Pilotin (Frauenquote!) modelliert und zum Formenbau der Firma Airworld übergeben. ASW_8Die Sitzwanne wurde später komplett mit den Rumpfseitenwänden verklebt und sorgt damit für zusätzliche Stabilität ohne Mehrgewicht. Unter der Beinauflage der Sitzwanne verstecken sich die Schleppkupplung nebst Servo, die Empfängerakkus mit Akkuweiche sowie Akku und Motorelektronik für …

Einen ausführlichen Bericht über die Flugerfahrungen lesen Sie in der Ausgabe 2/2013 des MFI Magazins

 

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