Me 262 – Der Freewing-Jet bei ready2fly

Mit leicht erhöhtem Puls stehe ich auf der asphaltierten Behelfspiste. Die beiden in Reihe geschalteten 3s-LiPos sind randvoll geladen und strotzen vor Kraft. Bei einer sehr hohen Lastspannung von 22,2 Volt nehmen die beiden Impeller zusammen im Stand knapp unter 90 Ampere auf. Das sind immerhin 2,0 Kilowatt – und das für ein 3.000 Gramm schweres Schaummodell. Mir war klar, allzu lange würde die Startstrecke also nicht sein, und ich schiebe den Schubhebel zügig auf Volllast. Die Impeller fauchen auf, und die Me 262 nimmt wie von einem Bungee-Seil gezogen Fahrt auf.

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Nach wenigen Metern merke ich schon, wie die Flächen Auftrieb erzeugen, und ziehe nach 20 Metern am Höhenruderknüppel: Das Modell ist frei und steigt in den Himmel. Ich nehme den Schubhebel auf ¾-Gas zurück und muss einige wenige Klick Höhe trimmen. Nach ein bis zwei Platzrunden ziehe ich das Fahrwerk ein. Da das vordere Bugrad nach hinten einfährt, wandert der Schwerpunkt etwas nach hinten, und ich kann wieder zwei Klick Tiefe am Höhenruder zurücktrimmen. So gefällt mir das, zum Starten und Landen ein gutmütiger, leicht nach vorne geschobener Schwerpunkt. Die Me ist schnell, und man spürt förmlich die steifen Flächen, die sehr stabilen Höhenruder mit der sehr direkten Anlenkung, da gibt selbst bei High-Speed nichts nach; das Modell fliegt wie auf Schienen, und die Ruder kommen knackig direkt. Super, so soll es sein.

Nach vier Minuten signalisiert die Telemetrie, sich einmal um die Langsamflugeigenschaften zu kümmern, da die Landung doch näher kommt. Die Me baut langsam Fahrt ab, und unter ¼ Schub wird sie auf den Rudern teigig; ich schalte auf die Landeflugphase um, die Landeklappen fahren in 1,5 Sekunden auf maximalen Ausschlag, und hui, die Me sticht fast senkrecht zu Boden – ich brauche bei ausgefahrenen Landeklappen doch mehr Höhe, als ich vermutet habe. Warum der Hersteller Freewing keine Ruderausschläge angibt, treibt mir in diesem Moment eine leichte Zornesröte ins Gesicht. Also die Klappen wieder rein, Höhe gewinnen, Gas auf Null, wieder auf Landeflugphase, und in den 1,5 Sekunden, in denen die Klappen auf Anschlag gehen, trimme ich so schnell es geht Höhe: Die Me »kommt«, hebt spürbar die Nase und geht in einen angenehmen Sinkflug über. Mit ¼ Schub stellt sich eine für ein Impellermodell gemütliche Landegeschwindigkeit ein. Im Landeanflug noch einmal etwas Schub raus, zwei Klick Höhentrimmung rein, und die Me kommt im perfekten Anstellwinkel schön mit Schleppgas ohne Ruderkorrekturen an die Platzgrenze und setzt weich auf. Nach dem Ausrollen merkte ich aber doch, dass mir die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn steht.

Erster Blick
Nach diesem vorweggenommen Erstflug nun aber der Reihe nach: Als der Postmann klingelte und mir einen stattlichen Karton mit den Maßen von 1,25 x 0,75 x 0,27 Meter übergab, war ich von der Größe der Verpackung überrascht. Beim Öffnen wurde sofort klar, dass Freewing darauf geachtet hat, dass das Modell unbeschädigt beim Käufer ankommt. Die Oberflächenqualität des aus robustem EPO-Schaum gefertigten Modells hat gegenüber der Su-35 noch mal zugenommen – fast wie bei einem GfK-Modell. Weiter fallen die vielen Kunststoffspritzteile auf, die das Modell zum Beispiel an Rumpfnase, Triebwerkseinläufen, Kanonen, Flügelbefestigung und rund ums Höhen-/Seitenruder im Alltagsbetrieb sehr robust machen und (was nicht verschwiegen werden soll) auch das Gewicht etwas in die Höhe treiben.

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Das Modell ist sehr großzügig und stoßsicher verpackt.

Ausstattung
Ausgestattet ist die Me 262 mit zwei montierten 70-mm-Impellern samt angeschlossenen 55 A-Reglern mit getakteten BEC, die aus der Su-35 bekannt sind und in der MFI 10/12 ausführlich beschrieben wurden. Sie werden mit einem beigelegten Y-Kabel auf einen Gaskanal zusammen angeschlossen. Als Servos für die Landeklappen und Bugradsteuerung kommen die aus der Venom bekannten 10-Gramm-Analog­servos zum Einsatz; für alle weiteren Funktionen sind 17-Gramm-Servos mit Kunststoffgetriebe verbaut. Auch diese Servos machen einen vernünftigen Eindruck, sind im Getriebe spielfrei, die Hebekraft liegt bei gemessenen 22 Ncm (bei 450 mA Stromaufnahme an 5,5 Volt, wie es die beiden BECs zur Verfügung stellen).

Die Einziehfahrwerke haben in der Qualität noch einmal zugelegt. Die Drehmechanik, die das Fahrwerksbein aufnimmt, ist aus Aludruckguss gefertigt. Das ist wesentlich stabiler als die noch aus der Venom / Su-35 bekannten Kunststoffmechaniken. Die Fahrwerke funktionieren übrigens am Servotester, HoTT, Futaba und auch mit 35 MHz problemlos (das soll ja nicht bei allen Herstellern von Einziehfahrwerken so sein). Dass das lenkbare Bugfahrwerk nach dem Einfahren von zwei Klappen verschlossen wird, ist fast schon selbst verständlich. Alle elektrischen Steckverbindungen sind eindeutig beschriftet, und es liegen dem Bausatz drei Y-Kabel bei.

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Sehr viele Teile aus Kunststoffspritzguss (Pfeil) sind an empfindlichen Stellen verbaut. Das macht das Modell im täglichen Einsatz sehr robust.

Die beiden Flächenhälften werden mit zwei Kohleholmen miteinander verbunden. Zusätzlich haben die Flächen einen eingegossenen Metallholm und sind bretthart!

Eine knappe Bauanleitung liegt in gedruckter Form bei, mit einigen Bildern und englischer Beschriftung – allerdings ohne Angabe der Ruderausschläge …

Ruderkraft
Da ich immer neugierig bin, wie die Servos hinsichtlich der Ruderkraft ausgelegt sind, wurde diese bei einer angenommenen Geschwindigkeit von 160 km/h berechnet: Höhenruder 8,6 Ncm; Seitenruder 7,1 Ncm; Querruder 5,0 Ncm; Landeklappen (je Seite bei 60 km/h) 4,0 Ncm. Somit sind alle Servos mit reichlicher Sicherheit ausgelegt.

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Bei der Montage beachten: Die Rudergestänge müssen am Servo innen und am Ruderhorn außen eingehängt werden.

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Um die Ruder noch leichtgängiger zu machen, können die Schaumstege
zwischen den eingeschäumten Scharnieren vorsichtig mit einem scharfen
Messer durchtrennt werden

Schwerpunkt
In Internetforen lese ich immer wieder, dass der eine oder andere Impeller-Pilot seine Modelle mit relativ leichten 3s/3.800er LiPos 20 – 30C befeuert. Also wurde zunächst mit einem Dummygewicht von 660 Gramm geprüft, ob mit diesen Akkus der Schwerpunkt erreicht wird. Das Ergebnis signalisiert, dass es sehr knapp wird. Deshalb wurden Seiten- und Höhenleitwerk nicht verschraubt, sondern verklebt und davor die Kunststoffeinsätze mit dem Messer entfernt. Zudem wurde die Stromversorgung des Höhenruders mit 0,3- (Plus/Minus) bzw. 0,2-mm-Lackdraht (Signalleitung) ausgeführt.  Das Ganze brachte ca. 15 Gramm Gewichteinsparung am Heck, und die Schwerpunktwaage signalisierte auch bei diesen leichten Akkutypen »Grün«. Bau / Montagearbeit n Die Kunststoffführungen der beiden Ruderflächen des Höhenruders haben ein ganz klein wenig Spiel. Ein Tropfen Sekundenklebstoff auf einer Nadel verspricht hier Abhilfe. n Normalerweise werden die beiden Höhenleitwerkhälften (sie haben zur Stabilität einen Kohleholm integriert) mit dem mächtigen Seitenleitwerk und diese Kombination dann auf das Rumpfheck verschraubt. Das habe ich (wie eben beschrieben) verklebt. …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 9/2013 des MFI Magazins.

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