FirmenPorträt: Zu Gast bei Seidel Props

MFI: Bei Propellern ist Sicherheit immer ein großes Thema. Wie stellst du sicher, dass deine Kunden deine Luftschrauben innerhalb des vorgesehenen Rahmens bedenkenlos betreiben können?
M.S.: Die Hauptbeanspruchung beim Propeller ist die Fliehkraft der Blätter durch ihr Eigengewicht und die Drehzahl. Holz hat in Längsrichtung sehr gute spezifische Festigkeiten, auch Reißlänge genannt, vergleichbar mit Stahl. Daher haben Zweiblatt-Propeller üblicherweise keine Festigkeitsprobleme, so lange die Umfangsgeschwindigkeit unter 1 Mach (330 m/s) bleibt. Bei der Fertigung von drei- oder mehrblättrigen Luftschrauben kommt bei der Verklebung der einzelnen Lamellen ein besonderes Verfahren zur Anwendungen, das sicherstellt, dass sich die Teile großflächig überlappen. Zudem werden noch Glasrovings eingearbeitet. Damit erreichen wir eine ausreichende Festigkeit im Nabenbereich.
Es gibt drei Nachweisverfahren für die Sicherheit, die alle gleichwertig sind. Zunächst ist da die Festigkeitsberechnung über die einzelnen Blattquerschnitte zu nennen, die wir automatisch bei der Geometrieberechnung durchführen. Es wird stets mit dem Sicherheitsfaktor zwei gearbeitet, d. h. die Querschnittsbelastungen dürfen in der Praxis höchstens den halben Wert dessen erreichen, was zur Zerstörung des Holzes notwendig wäre. Die zweite Möglichkeit ist ein Testlauf auf einem Motorteststand. Der Propeller wird dabei mit einer 1,5-fach überhöhten Drehzahl betrieben, was ebenfalls einer doppelten Belastung gleichkommt. Diese Methode wird üblicherweise bei Propellern für manntragende Flugzeuge angewendet. Als letzte Möglichkeit kommt noch eine statische Zugprobe der Blätter in Betracht, was jedoch den Propeller zerstört. Hier wird mit dem doppelten Wert der Fliehkräfte gezogen, die im Betrieb zu erwarten sind.
MFI: Aus welcher Ecke des Flugmodellbaus kommt die Mehrzahl deiner Kunden?
M.S.: Meist wenden sich Modellbauer an mich, die großvolumige Motoren betreiben und für ihr akribisch vorbildgetreu gebautes Modell auch einen Scale-Propeller haben möchten – der zudem noch mit seinen Leistungsdaten trumpfen kann. Der andere Hauptteil der Anfragen kommt aus dem Bereich der Experimentals, bei dem für sehr spezielle Antriebsauslegungen Propeller gefordert sind, wie z. B. leistungsstarke Elektroantriebe, Speedflugzeuge, Pusher und andere Sonderprojekte.
MFI: Gib uns doch bitte einen kurzen Überblick über deine Produktpalette.
M.S.: In erster Linie fertige ich Holzpropeller für alles, was mit Luftströmung und Drehbewegung zu tun hat. Ein- bis fünfblättrig, rechts-/linkslaufend, Propeller, Repeller (Windmühlen), von 5 Zoll bis 200 cm Durchmesser. Sie finden oft in Warbirds, Rennflugzeugen oder Scalemodellen Verwendung. Das reguläre Programm startet bei 35 Zoll aufwärts. Alle Propeller können in unterschiedlichen Fertigungsgraden bestellt werden, z. B. unlackiert oder ungeschliffen. Ich habe aber auch schon den Formenbau für spezielle Hubschrauberblätter für einen Rekordversuch übernommen, stelle Luftschrauben für wissenschaftliche Forschungsdrohnen und Schwebeplattformen oder für den manntragenden UL-Bereich her.
MFI: Was war dein bislang interessantestes Projekt?
M.S.: Interessant finde ich eigentlich alles, was mit Luftschrauben zu tun hat. Aber besonders interessant war für mich zum Beispiel die Entwicklung eines Koaxialantriebs für einen 2,5-kW-Elektroantrieb.
MFI: Deine Firmenphilosophie?
M.S.: Oberste Priorität hat die Kundenzufriedenheit. Meine Kundschaft wird deshalb stets intensiv betreut. Ich liefere ausschließlich für einen bestimmten Zweck zugeschnittene Qualitätsprodukte. Sollte ein Kunde mit einem Produkt tatsächlich nicht zufrieden sein, biete ich kostenlose Nachbesserung an, auch wenn dies bedeutet, dass ein neuer Propeller gefertigt werden muss. Dabei darf nicht ohne Stolz gesagt werden, dass dieser Service bislang nur sehr selten in Anspruch genommen werden musste, da die meisten Propeller auf Anhieb wie beabsichtigt funktionierten.
MFI: Ich bedanke mich im Namen unserer Leser für die ausführlichen Informationen und wünsche deiner Firma weiterhin viel Erfolg.

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