FirmenPorträt: Zu Gast bei Seidel Props

Zum Thema Optimierung sei hier einmal ein Beispiel aus der Praxis erwähnt. Eines Tages kam ein Modellbauer zu mir, dessen Rare-Bear-Modell rund 270 km/h erreichte. Er war auf der Suche nach einem effizienteren und vor allem originalgetreuen Propeller mit dem Ziel noch höherer Endgeschwindigkeit. Mit meiner Luftschraube schaffte er über 300 km/h. Wenn man weiß, dass der Luftwiderstand des Fliegers mit der 2. Potenz der Geschwindigkeitszunahme steigt, dann sieht man an diesem Beispiel deutlich, dass der neue Scale-Propeller einen beträchtlichen Betrag mehr Leistung in Geschwindigkeit umsetzen konnte.
MFI: Zurück zum Herstellungsprozess. Wie geht es mit dem Propeller weiter?
M.S.: Jetzt stehen erst einmal umfangreiche CAD-Arbeiten an. Es geht ja nicht nur um den Propeller an sich. Es müssen auch solche Dinge wie die Dimensionen des Rohlings, der Arbeitsbereich der Fräse, Einspannmöglichkeiten usw. berücksichtigt werden. Anschließend wird die fertige 3D-Zeichnung in ein CAM-Programm importiert, in dem mit Hilfe verschiedener Strategien die Fräsbahnen erzeugt und abgespeichert werden, um sie der Fräsensteuerung zu übermitteln.
MFI: Was gibt es denn zum Fräsen selbst zu sagen?
M.S.: Grundsätzlich wird das Werkstück abgezeilt, wie jedes andere 3D-Werkstück mit Freiformflächen auch. Wer selbst versucht, einen Propeller oder ähnlich fragile Teile zu fräsen, wird feststellen, dass es überhaupt kein Problem ist, die erste Seite zu fräsen. Schwierig wird es bei der zweiten Seite, da das nun schon dünne Material leicht nachgibt und schwingt. Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich hier nicht offenlege, wie ich dieses Problem gelöst habe.
MFI: Welche Materialien verwendest du für deine Luftschrauben?
M.S.: Meine Propeller werden überwiegend aus Holz gefertigt. Hier ist wegen des E-Moduls (= Elastizitäts-Modul) Buche die erste Wahl, weil sie mit zu den steifsten Hölzern zählt. Da der Propeller durch den Motor zu periodischen Schwingungen angeregt wird, ist eine hohe Steifigkeit für einen sauberen Lauf entscheidend. Wenn zweifarbig schichtverleimte Propeller bestellt werden, fertige ich diese aber auch aus Ahorn, Birke, Walnuss oder anderen Hölzern. Ein Kunde hat mich gebeten, Kirschbaumholz aus seinem Garten zu verarbeiten. Diesem Wunsch bin ich natürlich gerne nachgekommen.
MFI: Ein altes Schreinersprichwort sagt: Es gibt einen Buchhalter, aber keinen Holzhalter.
M.S.: An der Natur des Holzes und seiner Tendenz, sich zu verziehen, kann ich natürlich nichts ändern; aber ich verwende nur gedämpftes, absolut astfreies und entsprechend gelagertes Material, das mir mein Schreiner perfekt vorbereitet. Außerdem werden unsere Mehrblatt- und schichtverleimten Propeller mit Epoxy bzw. PU-Leim verklebt. Das hat natürlich alles seinen Preis, aber so sind wir auf der sicheren Seite.
MFI: Und das Finish?
M.S.: Hier ist Handarbeit angesagt. Vor dem Feinschliff wird der gefräste Rohling mit einer Signalfarbe eingestrichen. So kann man leicht sicherstellen, dass beim Schleifen einerseits ausreichend, andererseits absolut gleichmäßig abgetragen wird. Schon beim Schleifen wird der Propeller auf beiden Achsen gewuchtet. Die Lackierung mit hochwertigem Zweikomponentenlack erfolgt außer Haus. …

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