Temporal & Storm-»E« – Der Neue und der Alte

Wenn die tschechische Edel-Modellschmiede Valenta Models etwas Neues herausbringt, erfährt man es in der Regel nicht von deren Homepage, sondern zunächst direkt »aus der Szene«. Sehr schnell sprechen sich hier die Neuigkeiten herum. Im vorliegenden Fall heißt der Neue »Temporal«. Valenta hat hier quasi den Rumpf des bewährten F3B-Seglers »Storm« mit einer neuen Spitze für Elektroantrieb ausgestattet und damit ein eigenständiges Modell geschaffen. Wolfgang Mache hat den direkten Vergleich angestellt und nicht nur den »Temporal« näher in Augenschein genommen: Auch ein »Storm« wurde elektrifiziert, mit einem dem geringeren Platzangebot Rechnung tragenden kleineren, aber nicht weniger leistungsfähigen Antrieb.

TemporalBei den Zweckmodellen von Valenta ist seit geraumer Zeit ein Trend festzustellen; man setzt auf eine gewisse Uniformität im Erscheinungsbild der Rümpfe und Optionsvielfalt im Einsatzspektrum. Uniformität bedeutet in diesem Fall, dass die Rümpfe zunächst einmal alle sehr ähnlich scheinen. Man kann aber sehr unterschiedliche Designs wählen und sich in der Regel auch zwischen V- und Kreuzleitwerk entscheiden. Der klassische Besenstielrumpf in der Valenta-typisch leicht geschwungenen Form bleibt aber das charakterisierende Element.

Ohne die elegante Linienführung des Storm zu sehr  zu verlieren, bietet der Temporal deutlich mehr Platz in der Rumpfnase, um die RC- und Antriebskomponenten problemlos installieren zu können. Auch der Storm kann elektrifiziert werden, es geht in Inneren aber deutlich gedrängter zu. Zudem müssen leichte und baukleinere Komponenten ausgewählt werden.

Ohne die elegante Linienführung des Storm zu sehr
zu verlieren, bietet der Temporal deutlich mehr Platz in der Rumpfnase, um die RC- und Antriebskomponenten problemlos installieren zu können. Auch der Storm kann elektrifiziert werden, es geht in Inneren aber deutlich gedrängter zu. Zudem müssen leichte und baukleinere Komponenten ausgewählt werden.

Die Optionsvielfalt bezieht sich darüber hinaus auf die Wahl zwischen dem reinen Seglerrumpf und Rümpfen, die speziell für eine Elektrifizierung vorgesehen sind. So kann man einfach durch Umstecken der Flächen ein Model mit veränderten Charaktereigenschaften erhalten. Der Storm aus der Rubrik der Wettbewerbsmodelle scheint diese Regel zu durchbrechen, denn für ihn wird kein E-Rumpf angeboten. Da er ganz hervorragend fliegt, lag es natürlich nahe, ihm auch einen E-Rumpf zu konzipieren. Gesagt, getan – allerdings erhielt dies so geschaffene Modell einen eigenen Namen: Temporal. Und für den Temporal gibt es dann konsequenterweise auch keinen reinen Seglerrumpf.

Die CAM-Propeller von aero-naut haben sich in der Praxis sehr bewährt. Zusammen mit den 38er Spinner von Graupner passen sie gut zur Linienführung der Modelle.

Die CAM-Propeller von aero-naut haben sich in der Praxis sehr bewährt. Zusammen mit den 38er Spinner von Graupner passen sie gut zur Linienführung der Modelle.

Nun ist der Storm schon lange in der Szene etabliert und hat eine große Fangemeinde. Der Aufbau von Tragwerk und Rumpf ist über Jahre entwickelt worden, bei Valenta-Modellen immer sehr ähnlich und in der Praxis bewährt. Die Versionen des Tragwerks unterscheiden sich in ihrer Festigkeit in Abhängigkeit der beabsichtigten Beanspruchbarkeit. Es gibt die Standardversion aus GfK, eine mittlere mit Carbon-D-Box und die Vollkohle-Variante. Und schon die Standardversion ist sehr robust. In diesem Bericht soll der Fokus eher auf die Unterschiede und Besonderheiten der Rümpfe von Storm und Temporal gerichtet und zudem die Möglichkeit der Elektrifizierung des Storm-Rumpfes aufgezeigt werden. Überdies werden die Flugeigenschaften des Temporal und des Elektro-Storm beschrieben und Detaillösungen bei beiden Modellen aufgezeigt.

Das Heck des Temporal unterscheidet nicht von dem des Storm; lediglich die Zugangsöffnung zum Anlenkhebel für das Pendelhöhenruder ist beim Erstgenannten deutlich größer ausgefallen: Um die Rumpfnase nicht allzu voluminös ausfallen zu lassen, wurde das Servo für das Höhenruder ins Heck verlegt. Beim Storm ist lediglich eine kleine Zugangsklappe in der Seitenflosse, um an den Umlenkhebel für das HLW heranzukommen; die beiden HLW-Servos befinden sich vorn in der Nase. Will man nun den schlanken Storm-Rumpf elektrifizieren, so eignet sich die Öffnung in der Seitenflosse trotz geringerer Ausmaße immer noch, um ein kleines Servo mit ca. 3 kp Stellkraft einzuschieben und das Pendelhöhenruder antreiben zu lassen. Die Kraft ist ausreichend, und der Umlenkhebel wird zu einem Anlenkhebel. Es gibt zwar nur eine Dreiseitenansicht als Bauhilfe. Das reicht aber aus, denn hier sind alle wesentlichen Daten enthalten, auch Schwerpunkt und Einstellgrößen für die Ruder.

Elektrifizierung des Temporal

Während im Storm akute Platznot herrscht (unten), gibt es beim Temporal keinerlei Einbauprobleme (oben). Da kann man auch schon mal einen üppigeren RC-Akku verwenden. Aus Schwerpunktgründen verschwindet der vierzellige LiPo für den Motor sogar hinten unter der Flächenaufnahme.

Während im Storm akute Platznot herrscht (unten), gibt es beim Temporal keinerlei Einbauprobleme (oben). Da kann man auch schon mal einen üppigeren RC-Akku verwenden. Aus Schwerpunktgründen verschwindet der vierzellige LiPo für den Motor sogar hinten unter der Flächenaufnahme.

Beim Temporal hat man vorn überhaupt keine Platzprobleme. Ohne Fingerakrobatik kommt man an das eingebaute Seitenruderservo heran; das fürs Höhenruder könnte man locker daneben platzieren, zumal dafür auch ein Bowdenzug bis in die Rumpfspitze eingelegt ist. Aus Schwerpunktgründen sollte man es trotzdem hinten einbauen.

Temporal_3Bei den Akkus für Antrieb und RC-Anlage braucht man auch nicht so sehr auf die Baumaße zu achten, höchstens auf das Gewicht. In meinem Temporal kommt ein MVVS Brushless 560/690 Glider im Direktantrieb zum Einsatz. Mit einem 14 x 10 Camprop von aero-naut und Energie aus einem 4s-LiPo mit 3.300 mAh steigt das Modell im 60-Grad-Winkel. Energiespender für die RC-Komponenten ist ein üppiger vierzelliger NiMH mit 4.300 mAh. Das reicht für einen ganzen Tag. Und trotzdem sieht es immer noch sehr übersichtlich im Rumpf aus.

Die Rumpfschulter mit den Profilanformungen, Flächensteckung und Zentrierbolzen sind bei beiden Modellen identisch, die Heckteile der Rümpfe hinter dem Schwerpunkt gleich lang. Die Frontpartie des Temporal wurde speziell für dieses Modell neu angefertigt; die Eleganz des Storm blieb annähernd erhalten. Sie bietet ausreichend Platz für Antriebe unterschiedlichster Größe, Leistung und Baumaße. Die Nase ist für einen Motor mit maximal 38 mm Durchmesser abgetrennt und mit einem GfK-Spant versehen. Will man einen größeren Motor oder Spinner einsetzen, wird einfach die Nase weiter abgeschnitten und ein entsprechend größerer GfK-Spant eingeharzt. Im Beipack beider Rümpfe liegt ein CNC-gefrästes Aufnahmebrett aus Flugzeugsperrholz für die Befestigung der inneren Werte wie Akkus und RC-Komponenten bei.

Unterschiedliche Antriebsvarianten garantieren nahezu identischen Flugspaß. Der MVVS 5,6 Glider treibt im Temporal einen 14 x 8 CAM-Prop, der deutlich kleinere MVVS 3,5 1200 Sport über ein Reisenauer-Getriebe im Storm einen 17 x 13 Prop.

Unterschiedliche Antriebsvarianten garantieren nahezu identischen Flugspaß. Der MVVS 5,6 Glider treibt im Temporal einen 14 x 8 CAM-Prop, der deutlich kleinere MVVS 3,5 1200 Sport über ein Reisenauer-Getriebe im Storm einen 17 x 13 Prop.

Elektrifizierung des Storm

Auch bei einer Elektrifizierung des Storm kann das Aufnahmebrett ohne Nachbearbeitung Verwendung finden. An der Position des nach hinten verschobenen HLW-Servos kann nun z. B. der Motorregler untergebracht werden. Das Rumpfvorderteil ist sehr schlank und oval ausgeformt. Aus Platzgründen sollte man einen Antrieb so weit vorn wie möglich einbauen. Ich entschied mich für einen Getriebeantrieb mit einem MVVS 3,5 Sport 1200 und Microgear von Reisenauer. Diese Kombination ist nicht nur leicht, sondern treibt den Storm mit einem 17 x 13-Propeller im 45-Grad-Winkel auf Höhe. Ein 38er Graupner-Spinner fügt sich gut in die Linienführung des Rumpfs.

Einen ausführlichen Bericht über die Flugerfahrungen lesen Sie in der Ausgabe 3/2013 des MFI Magazins

 

 

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