Grumman Albatros HU 16 – Experiment Einziehfahrwerk

Carsten Wagner stand der Sinn nach Wasserfliegen. Das Modell der Wahl dafür war die Grumman Albatros von PAF. Es wäre nun natürlich ein Einfaches gewesen, diese Zweimot aus der Schachtel heraus zu bauen, mit »aufgefinishtem« Einziehfahrwerk. Nein, ein funktionsfähiges Fahrwerk sollte es sein, was angesichts der Wassertauglichkeit sicher keine leichte Aufgabe ist. Hier kam nur ein Eigenbau in Frage. Damit entwickelte das Projekt eine ganz eigene Dynamik, mit Tüfteln, Konstruieren und Ausprobieren – Dinge, für die sich ein echter Modellbauer begeistern kann. 

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Wasserflug war für mich seit jeher faszinierend, doch erst seit etwa fünf Jahren beschäftige ich mich im Modellbau näher damit. Begonnen hat es mit einer Catalina, doch mangels Gewässer einer- und nicht befriedigender Flugeigenschaften andererseits war das Thema schnell wieder erledigt. Mittlerweile sind wir an Wochenenden relativ häufig an Flüssen oder Seen – ideale fliegerische Voraussetzungen, die die Leidenschaft schon bald wieder entfachte. 2013 baute ich einen wasserstartfähigen Hubschrauber (Hughes 500 mit 5-Blatt-Kopf und Schwimmern; einen Bericht hierüber gab es in der Zeitschrift ROTOR 7/2013). Zwischenzeitlich hatte ich ein paar Schaumwaffeln auf dem Wasser ausprobiert, mehr schlecht als recht, was mich veranlasste, nach etwas Besserem Ausschau zu halten.

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Um zu sehen, ob die angedachte mechanische Umsetzung tatsächlich funktioniert, …

Modellwahl
Ich wollte ein Flugboot, bei dem ich ein funktionierendes und kein steckbares Einziehfahrwerk einbauen konnte. Demnach sollte bzw. musste es auch einen GfK-Rumpf haben. So kamen nur Modelle von PAF in meine nähere Auswahl. Die Canadair war zu groß, da die Fläche mit zwei Meter Spannweite nicht teilbar war; die Wigeon gefiel mir nicht; die Rumpfform der Catalina machte den Einbau eines EZFW unmöglich. Also fiel die Wahl auf die Grumman Albatros HU 16 mit 140 cm Spannweite: gute Voraussetzungen für einen einfachen Transport zum Wochenend-Ausflug, leichte Bauweise und die ideale Rumpfform für das EZFW.

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… wurde zunächst ein Holz-Dummie angefertigt.

Meine Vorstellungen
Nachdem der ARC-Baukasten eintraf, baute ich erst mal ein kleines Rumpfmittelteil aus dünnem Sperrholz nach, um den Einbau des geplanten EZFW zu checken – schließlich wollte ich, falls das nicht funktioniert, keinen durchlöcherten und somit unbrauchbaren Rumpf haben. Das Highlight war immerhin, dass die Konstruktion wasserdicht, und meine persönliche Herausforderung, dass das Bugfahrwerk lenkbar sein sollte. Auch wollte ich, dass es möglichst echt wirkt und see-, also salzwasserfest wird.

Konstruktion des Hauptfahrwerks
Beim Bau des Fahrwerks orientierte ich mich an der Canadair, da dieses lediglich seitlich aus dem Rumpf ausfährt. Das Original der Albatros hat zusätzlich Ausleger in der Fläche. Hier hätte ich Fläche und Rumpf völlig verändern müssen, das war mir aber zu viel Arbeit; und vermutlich hätten die Platzverhältnisse nicht ausgereicht, vom weiteren Gewicht ganz zu schweigen.

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Die im Text beschriebene Umsetzung erfolgte vorwiegend unter Verwendung von CfK-Teilen. Wichtig: Das Ganze musste natürlich absolut wasserdicht sein.

Als erstes fertigte ich eine Verkastung, vergleichbar einem Schuhkarton in Miniaturausführung. Dann baute ich kleine Böcke zur Aufnahme der ausfahrbaren Streben. Die Streben, McDonald’s sei Dank, bestanden aus Kaffee-Rührstäbchen. Das Rad sollte parallel zum Rumpf stehen und oberflächenbündig versenkt mit dem Rumpf abschließen. Der erste manuell betätigte Versuch klappte auf Anhieb, etwas hakelig zwar, aber das lag am Material und am Spiel der provisorischen Bauteile. Nächster Schritt war die Ansteuerung mittels Servo. Das Positionieren des Servos, die Anordnung und Länge des Gestänges haben etwas Zeit in Anspruch genommen, aber auch das funktionierte schließlich nach meinen Vorstellungen.

Albatros_HU16_4Motiviert machte ich mich nun an die Konstruktion des endgültigen Fahrwerks. Die Verkastung stellte ich aus CfK-Teilen her (Winkel und Platten), die ich entsprechend zuschnitt. Bis hier klappte auch noch alles, dann kamen die Probleme. Die Fahrwerksverstrebungen wollte ich aus Edelstahlrohr fertigen und hartlöten. Nun war es aber erforderlich, die dünnen VA-Röhrchen mit einem Durchmesser von 3 und einer Wandstärke von 0,3 mm zu biegen. Das Biegen war Grundvoraussetzung für eine Versenkung der Räder im Rumpf, dachte ich zumindest. Beim Kaltbiegen knickten die Rohre ein, also versuchte ich, sie heiß zu biegen; das Resultat war dasselbe. Ich füllte die Röhrchen mit Vogelsand (sehr feiner Quarzsand); nun knickten sie innenseitig nicht mehr ein, dafür rissen sie außen wegen der dünnen Wandstärke. Das war also nichts. Ich entschied mir widerwillig (wegen des Gewichts) für 3-mm-VA-Vollmaterial; das ließ sich nun biegen und bohren.

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Wie im Text zu lesen, musste für die Herstellung des Bugfahrwerks der Rumpf abgeformt werden.

Nun ging es an die Radaufnahme. Diese wollte ich aus Alu fertigen, wusste aber, dass ich auch das löten muss. Alulot besorgt, kein Problem – mit dem entsprechenden Werkzeug sollte es gehen. Bei dem sollte blieb es dann … Trotz vieler Tipps und etlicher Versuche habe ich es nicht geschafft und hatte dann auch keine Lust mehr. Also stieg ich auch hier auf VA um. Rundstahl zugeschnitten und hartgelötet, das war ruckzuck erledigt. Dann kam der zweite Rückschlag: Das VA war zu zäh, um 2- und 2,5-mm-Gewinde einzuschneiden. Ich wiederholte die ganze Prozedur mit Messingrundstäben, die ich mit der Flamme weichlötete, ein bisschen Silberlack drüber – das erfüllte seinen Zweck und war noch ganz ansehnlich. Zusammengeschraubt funktionierte alles – mit dem Fehler, dass das Rad nicht im Rumpf verschwand …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 6/2015 des MFI Magazins.

httpv://www.youtube.com/watch?v=CRetysSI5Ik

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