Elektrifizierter Kunstflugsegler – Fox Acro von Schmierer Modellbau

Eigentlich ist Dieter Groß mit seiner Modellpalette gut ausgestattet. Doch irgendwie stand sein Sinn nach kunstflugtauglich, umfangreichem Geschwindigkeitsbereich und vorbildgetreu. Wenn dann noch vernünftiges Thermikfliegen drin ist – um so besser. Vor allen Dingen sollte der neue Flieger aber handlich und eigenstartfähig sein. In jüngster Zeit findet man Nasenantriebe verstärkt auch in vorbildgetreuen Segelflugzeugen. Auch unser Autor konnte mit so etwas leben. Als ausgesprochener Fox-Fan gab die schnittige Linienführung dann den entsprechenden Ausschlag.

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Jürgen Schmierer hat einige Formen der ehemals von Ripo hergestellten Modelle erstanden, unter ihnen auch den handlichen Fox. Jedoch verfügte er seinerzeit über eine solide Rundstahlsteckung, die ein Abfluggewicht von ca. 5 kg Standard werden ließ. Von leichtfüßigem Thermikfliegen konnte daher nicht die Rede sein. Die Umrüstung auf eine neuzeitliche Carbonsteckung rief meine Neugier auf den Plan. Ein Anruf bei Jürgen Schmierer bestärkte mich in meinem Vorhaben, denn er selbst war gerade dabei, einen Fox zu elektrifizieren. Da ein Bausatz mit der interessanten Farbkombination Orange – Schwarz lieferbar war, wurde nicht lange gezögert, und bereits wenige Tage später hatte ich das Wunschobjekt auf der Werkbank liegen. Produziert wird das Modell übrigens in einer bekannten tschechischen Edelschmiede – der Bezug ist allerdings nur über Schmierer möglich.

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Das Hauptfahrwerk wurde mit einer Abdeckung versehen, um zu verhindern, dass während der Rollphasen zuviel Schmutz in den Rumpf gelangt.

Die Begutachtung der Komponenten erfolgte unter gleichzeitiger Feststellung der Einzelgewichte. Für die von mir angeschaffte Carbon-D-Box-Variante sind folgende Gewichte festzuhalten: Rumpf incl.  Kabinenhaube 1.270 g • Tragfläche links / rechts 635 / 625 g • Höhenleitwerk 135 g • Seitenruder 51 g • Cockpitschalen und Kleinteile 182 g • Landeklappen 81 g • Flächenverbinder 92 g • Summe 3.071 g. Angepeilt hatte ich ein Fluggewicht von ungefähr 4 kg. Aufballastieren kann man immer noch. Das verwendete MH 32 mod. sollte auch bei geringerer Flächenbelastung gut laufen und vernünftige Flugzeiten garantieren.

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Die Verriegelung der Kabinenhauben hat der Hersteller bereits fertig installiert – funktional und gut zu bedienen.

Es geht um Power
Um das Gewicht niedrig zu halten, wurde eine Antriebskombination mit 6s favorisiert. Aufgrund des geringen Luftschraubendurchmessers von maximal 12 Zoll kam nur ein hochdrehender Brushless-Motor in Frage. Berechnungen mit dem kostenlosen Auslegungsprogramm drivecalc ergaben den Plettenberg Orbit 30-12 als optimalen Kandidaten. Dieser Motor dreht eine CamCarbon-Klappluftschraube 12 x 8 mit beachtenswerten 10.970 U/min und begnügt sich dabei mit 49 Ampere. Plettenberg bestätigte die Berechnungsdaten, und so wurde der Motor geordert. Er wiegt knapp 300 g, hat einen integrierten Lüfter und macht einen sehr soliden und hochwertigen Eindruck.

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Die Montage des Motors in der Nase des Modells ist recht komfortabel. Der Rumpf bietet großzügige Platzverhältnisse.

Zur Leistungsüberprüfung auf meinem Prüfstand wurde die vorgesehene Falco-Klappluftschraube 12 x 8 montiert. Diese lässt der Motor mit guten 11.200 U/min rotieren, genehmigt sich dabei ca. 51 Ampere und überzeugt mit einem turbinenhaften Beschleunigungsverhalten. Unwucht oder rauer Lauf sind ihm völlig fremd.

Es darf gebaut werden
Da dem Bausatz lediglich ein DIN A3-Blatt beiliegt, das neben den Einstelldaten nur einige Schnittzeichnungen vom Rumpf und Steckerbelegungen für die Tragflächenservos zeigt, ist die Phantasie des Erbauers gefordert. Zunächst wurden sämtliche Einbauteile für den Rumpf aus dem fast kompletten Kleinteilesatz sortiert. Fast komplett bezieht sich auf die fehlenden Gestänge für die Anlenkung der Tragflächenruder und der Störklappen sowie des Materials zur alternativen Anlenkung des Seitenruders. Vorgesehen ist hier der Einbau des Servos direkt unter dem Seitenruder. Da hierfür jedoch der bereits eingeklebte Spant an das Servo angepasst werden muss, habe ich eine Anlenkung mittels ummantelter Stahllitze und das Seitenruderservo im Hauptfahrwerksbereich eingebaut. Wie sich später beim Auswiegen zeigen sollte, durfte ich dafür dann 30 g Blei im Heck unterbringen, um den korrekten Schwerpunkt einhalten zu können. Nobody is perfect.

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Die Anlenkung der Querruder erfolgt über Kugelköpfe und ist entsprechend spielfrei. Die hierfür notwendigen Aufnahmen wurden bei der Herstellung bereits eingebaut.

Der Einbau des Seitenruders ist die eigentliche Klippe beim Aufbau dieses Modells. Will man einen formschlüssigen Einbau, so muss man die Scharnierschlitze zur Befestigung wie auf dem Bild dargestellt ausarbeiten. Die gekröpfte Nase des Ruders lässt keine andere Montagemöglichkeit zu – es sei denn, man legt keinen Wert auf ein demontierbares Seitenruder. Für den Einbau sind die beigelegten GfK-Ruderaufnahmen in Länge und Breite an den schon fertig eingeklebten Seitenruder-Abschlussspant anzupassen. Die bereits vorhandenen Aufnahmeschlitze im Spant sollte man auf etwas Übermaß ausfeilen. Nach einer Probemontage kann dann die komplett montierte Mimik mit angedicktem 5-Minuten-Epoxi eingeheftet werden (auf richtige Positionierung des Ruders achten).

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Das Seitenruder mit den modifizierten Ausschnitten für die Lagerung an der Dämpfungsflosse.

Nach der Trocknung wurde das Seitenruder wieder demontiert. Die Gfk-Laschen wurden mit passgenau angefertigten, 4 mm dicken Sperrholzteilen verstärkt und mit UHU plus endfest 300 mit dem Abschlussspant und den Rumpfseitenwänden verklebt. Das Seitenruder des Fox hat ja üppige Dimensionen und muss bei den zu erreichenden Geschwindigkeiten erheblichen Kräften trotzen. Durch die Verstärkungsmaßnahme haben die Aufnahmelaschen eine kraftschlüssigere Verbindung zum Rumpf und ich ein besseres Gefühl.

Ansonsten birgt der Auf – bzw. Ausbau des Fox keine Unwägbarkeiten. Alles glänzt durch hervorragende Passgenauigkeit. Die Kabinenhaube ist bereits mit dem Haubenrahmen verklebt, fertig am Rumpf angeschlagen und kann seitlich aufgeklappt werden. Die Verriegelung erfolgt mittels fertig eingebautem GfK-Schnappverschluss. Das ist eine runde Sache und wirkt originalgetreu. Der große Kabinenausschnitt gewährleistet vorzügliche Zugänglichkeit zu allen Einbauten. Ebenfalls fertig eingeklebt sind die beiden hinteren Scheiben oberhalb der Tragflächensteckung.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 4/2015 des MFI Magazins.

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