Das Arbeitspferd die Do 27 – »Kleines Flugzeug« im Maßstab 1: 3,85

Eine neue Schleppmaschine wurde gesucht, und nach reiflicher Überlegung entschied sich Michael Rogg für die überarbeitete Do 27 von Gottfried Thoma. Der Appetit kam dann beim Essen: Die Begeisterung für das fertig gestellte Modell war so groß, dass der Entschluss gefasst wurde, daraus ein echtes »kleines Flugzeug« zu schaffen. In dieses Projekt flossen dann reichlich Ideen, viel Idealismus und letztendlich eine ganze Menge Zeit ein. Weil aber im Grunde genau das den Sinn und Reiz des Modellbaus ausmacht, wollen wir die Geschichte der Do und ihres »Reifeprozesses« von Anfang an erzählen.

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Rückblende ins Jahr 2012
Die Vorgabe war einfach: Schleppmaschine in passender Größe für einen Motor der 100-ccm-Klasse gesucht. Damit war klar: Spannweite drei Meter plus. Die Suche nach der Lösung war es nicht: Piper? Nein, es gibt so viele. Bellanca? Auch nicht: a) ich bin kein Fan kurzer Rümpfe, b) wären bei 300 cm Spannweite große Ausschnitte in der Motorhaube notwendig, c) würde mich die größere Variante vor Transportprobleme stellen. Zweckmodell? Nee, nicht in dieser Größe.

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Mit einer langen Aluminiumlatte aus dem Baumarkt werden die Flächen beim Verkleben der Steckungsrohre ausgerichtet. Im Bild kann man an der linken Tragfläche gut den neuen abgerundeten Profilverlauf der Unterseite erkennen.

Nach einigen Wochen »im Kreis denken« blieb mein Blick wieder einmal an meiner 2,7-Meter-Do 27 hängen. Ich fliege sie schon Jahre mit großer Begeisterung, war durch sie zu einem echten Do-Fan geworden. Warum nicht? Telefonische Anfrage bei Gottfried Thoma: Ja, der Bausatz seiner ursprünglich von Jürgen Vollmann vertriebenen Maschine war noch im Programm. Zehn Minuten später saß ich im Auto. Ziel: Thoma-Balsa in Fischach. Während mein Auto die Kilometer fraß, kreisten meine Gedanken um den passenden Antrieb. Würde ein 100er Reihenmotor unter die Haube passen? Die Variante mit dem 100-ccm-Zweizylinder-Zwei­takt-Boxer kannte ich schon. Auch hier waren große Ausschnitte für die Zylinderköpfe notwendig. Eigentlich nicht so ganz mein Geschmack…

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Form follows function: die im Text beschriebenen Klappenhalterungen. Links der Bügel für die Querruder, rechts die Halterung für die Landeklappen. Sie sind nicht originalgetreu, funktionieren aber hervorragend und sind kinderleicht auszurichten. Auf Wunsch fertig Thoma Balsa auch vorbildgetreue Klappen mit Vorflügeln etc.

Bald darauf: Gottfried Thoma zeigt mir seinen Bausatz. Das geringe Gewicht der Balsa-Sandwich-Bauteile überzeugt mich, ebenso die detaillierten Oberflächen des GfK-Sets. Aber der Antrieb? Gottfried Thoma Senior führt mich in seine Garage, in der seine Do 27 in Lufthansa-Lackierung abgestellt ist. Ohne die Flächen anzustecken, wirft er mit sanftem Schwung den Motor seiner eigenen Maschine an. Ich fasse den Rumpf an und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus: Egal in welchem Drehzahlbereich – die Vibrationen sind minimal! Wie würde das erst mit angesteckten Flächen sein? Unglaublich! Dann lüftet Gottfried sein Geheimnis: Unter der Haube werkelt ein 112-ccm-Vierzylinder-Boxer von 3W. Der Motor baut nur minimal breiter als die Motorhaube, weshalb auf beiden Seiten lediglich kleine Verkleidungen notwendig sind.

Eine halbe Stunde später sind alle Entscheidungen getroffen: Der Bausatz der Do 27 liegt im Auto, der Motor wird der 3W sein, und: Ich werde den jüngst überarbeiteten Bausatz ausgiebig testen.

Neues bei der Do
Die meisten Änderungen ergaben sich am Flügel. Bei dem Modell kommt ja seit jeher das Originalprofil zum Einsatz. Gottfried Thoma hat auf der Unterseite den hinteren Bereich der Tragfläche in Richtung Original modifiziert. Es läuft jetzt in einer Rundung in den Klappenbereich über. Auf Wunsch fertigt Thoma-Balsa originalgetreue Querruder und Landeklappen mit Vorflügeln. Der Standardbausatz enthält jedoch einfache Klappen mit Lagerbügel, wie man sie in ähnlicher Form vom Fieseler Storch kennt. Der Drehpunkt kommt dadurch etwas unterhalb des Profils zu liegen. Da gefräste Formteile verwendet werden, ist eine saubere Montage der Querruder und Landeklappen ein Kinderspiel. Bei den Querrudern steht bei einem Ausschlag nach oben die Nase des Ruders auf der Unterseite etwas über. Das steigert die Effektivität der Querruder deutlich, wie sich später noch zeigen sollte.

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Mit einem passenden Stück Rundmaterial lassen sich die Haltelaschen für den Vorflügel problemlos sauber ausrichten.

Durch das zuvor beschriebene Konstruktionsdetail bleibt der Ruderspalt über einen extrem großen Bereich konstant, was wiederum im Spalt zu einem ausgeprägten »Düseneffekt« führt, den man gerade bei den Landeklappen sehr schnell zu schätzen lernt, wenn man je nach geschlepptem Modell den idealen Kompromiss zwischen Vortrieb und Auftrieb finden möchte. Da die Bügel im Alltagsbetrieb kaum auffallen, war für mich von Anfang an klar, dass ich sie benutzen würde.

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Mit Hilfe der Flächenhelling findet der Vorflügel seine Position wie von selbst.

Bauen wollen
Schon so oft und in den Berichten verschiedenster Autoren habe ich sie gelesen, die Phrase »haben wollen«. Eines sei deshalb gleich klargestellt: Wer sich die Do 27 von Thoma Balsa zulegt, für den muss etwas anderes im Vordergrund stehen: »bauen wollen«! Da mein Hobby für mich nach wie vor die schönste Nebensache der Welt ist, brauchte ich zwei Winter, um den Rohbau fertigzustellen. Ein Baubericht in allen Einzelheiten würde den Rahmen des hier Möglichen zweifellos sprengen. Deswegen möchte ich im Folgenden nur auf besonders interessante Punkte hinweisen.

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Der Lufteinlauf am Modell. Gut zu sehen ist auch das Brettchen, das den unteren Teil der Öffnung verschließt.

Die Tragflächen
Die Pappröhren für das Steckungsrohr klebt man vorteilhafter Weise mit PU-Kleber ein, da er etwas aufschäumt und somit Hohlräume schön füllt.

Etwas knifflig ist das Anbringen der Haltelaschen für die GfK-Vorflügel. Wenn man jedoch ein Stück Rundmaterial als Anschlag nutzt und sich Lasche für Lasche vorarbeitet, klappt die Sache besser als erwartet. Übrigens: Da man die Vorflügel unzählige Male ein- und ausbaut, ehe sie nach dem Lackieren endgültig verklebt werden, habe ich je Seite um drei Haltelaschen etwas Küchenfolie gewickelt und GfK-Taschen darüber laminiert. Der Vorflügel lässt sich mit Hilfe der Helling problemlos perfekt positionieren. Verklebt man die GfK-Taschen während des Rohbaus im Flügel, lassen sich die Vorflügel am Ende saugend einschieben und bei perfektem Sitz mit einem Tropfen Epoxy fixieren. Etwas Schwierigkeiten machte mir leider das Mittelteil des Vorflügels, da es in sich etwas verdreht war. Ein Heißluftföhn und etwas Geduld schafften hier dauerhafte Abhilfe. Natürlich kamen auch bei diesem Teil drei GfK-Taschen zum Einsatz.

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Die Krümmer wurden geringfügig nachgebogen; das klappte auch kalt problemlos.

Die Randbögen liegen dem Bausatz als GfK-Fertigteil bei. Sie werden auf spezielle Endrippen geharzt, die außen zunächst mit dem Balsaflügel verklebt werden. Passstifte erleichtern diesen Vorgang sehr. Das darauf folgende Anpassen der  Randbögen sollte einen erfahrenen Modellbauer nicht überfordern, zumal die Flügelhelling wiederum für eindeutige Verhältnisse sorgt. In diesem Stadium bitte nicht vergessen, rechtzeitig die Positionsleuchten anzubringen. Sie möchten darauf verzichten? Ok, aber ärgern Sie sich hinterher nicht, diese Entscheidung so getroffen zu haben!

Das Leitwerk
Auch hier kommen die bekannten Balsa-Styro-Sandwichteile zum Einsatz. Ich habe die Enden mit Balsaresten verschlossen. Wenn man mit etwas Überlegung vorgeht, kann man in diesem Stadium bereits den gewünschten Spalt zwischen Ruderblatt und Dämpfungsfläche einbauen. Ein besonders pfiffiges Detail sind die Ruderscharniere. Gefräste Kunststoffringe werden mit …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 12/2015 des MFI Magazins.

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