Scale-Dokumentation – Grumman G44 Widgeon

Ein universelles Amphibienflugzeug

In den zurückliegenden drei MFI-Ausgaben hat Gunther Winkle in einem Workshop beschrieben, wie er eine Widgeon von Great Planes in ein kleines Schmuckstück verwandelt hat. In Ergänzung zu dieser Beitragsreihe stellt er im Folgenden das Original vor und liefert mit der Scale-Dokumentation die Grundlage für alle, die ihm nacheifern oder sich an den Selbstbau dieses Flugzeugs als Modell wagen möchten.

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Die Grumman G-44 Widgeon ist quasi die kleinere Schwester des bekannten Militärflugzeugs Grumman G-21 Goose und wurde vom Hersteller speziell für den zivilen Markt entwickelt. Doch es sollte anders kommen: Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurden die Militärs auf das leichte Zivilflugzeug aufmerksam und sahen ­darin ein universell  einsetzbares Amphibienflugzeug für Fracht- und Personentransport sowie Such- und Rettungsaufgaben.

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Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Widgeon von der US Coast Guard auch als U-Boot-Jäger eingesetzt. Hierzu wurde die ursprüngliche Zivilmaschine mit einem Marine-Tarnanstrich versehen und mit einer Wasserbombe bewaffnet. (Foto: USCG)

Die fünfsitzige Widgeon ist ein typisches Grumman-Amphibienflugzeug der späten 1930er Jahre und absolvierte ihren Erstflug im Juli 1940. Ihre amphibischen Eigenschaften verdankt die Maschine ihrem zusätzlich vorhandenen Einziehfahrwerk, mit dem sie auch auf dem Festland eingesetzt werden kann. Als Antrieb dienen zwei Sechszylinder-Reihenmotoren vom Typ Ranger 6-440C-5 mit je 200 PS, die zunächst mit starren Holzpropellern ausgestattet waren. Später wurden die archaischen Holzpropeller durch verstellbare Metallpropeller ersetzt.

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Der zweistufige Rumpf der Widgeon ist ein typisches Merkmal aller frühen Grumman-Flugboote und hat sich in der Praxis ausgezeichnet bewährt. Dieses Exemplar stammt aus dem Jahr 1941 und ist heute mit dem zivilen Kennzeichen N1340V in den USA registriert.

Wie alle Grumman-Amphibienflugzeuge, ist auch die Widgeon als Schulterdecker ausgelegt und mit dem bewährten Zweistufenrumpf  der früheren Grumman-Erfolgsmodelle ausgestattet. Die Tragflächen mit ihrem geraden Zentralstück und ihrer kantigen Silhouette waren dagegen eine komplette Neuentwicklung und wurden richtungsweisend für weitere Entwicklungen dieses Herstellers.

Doku-GrummanG44_4Im Cockpit der Widgeon dominiert das für Grumman typische Steuerhorn und ein großflächiges Instrumentenbrett. Der Blick nach oben verrät das Bestreben der Konstrukteure, möglichst viele der Bedienelemente so dicht wie möglich am Flügel zu positionieren, um so die Anzahl von Steuerstangen und Umlenkungen möglichst gering zu halten. Aus diesem Grund sind sämtliche Motorbedienelemente sowie die manuell zu bedienenden Kraftstoffventile am Overhead Panel montiert.

Vom Rettungsflieger zum U-Boot-Jäger

Bereits Mitte 1941 erhielt die US Coast Guard (USCG) die ersten 25 Widgeon für Such- und Rettungsaufgaben. Diese Maschinen wurden von der USCG als J4F-1 bezeichnet und mit einem weithin sichtbaren Farbschema, bestehend aus gelben Tragflächen und Leitwerken sowie einem silberfarbigen Rumpf, versehen.

Ab 1942 wurden die meisten Coast Guard-Widgeons mit dem damals üblichen grau-blauen Navy-Tarnanstrich versehen, und manche dieser ehemaligen Zivilmaschinen wurden sogar bewaffnet. Eine 200 Pfund schwere Wasserbombe, die unter dem rechten Innenflügel zwischen Triebwerksgondel und Rumpf aufgehängt wurde, verwandelte die Widgeon in einen behelfsmäßigen U-Boot-Jäger, der die nordamerikanischen Küsten gegen die im Atlantik immer weiter vorrückenden deutschen Unterseeboote schützen sollte. …

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 12/2015 des MFI Magazins.

 

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